Auf der Suche nach dem Licht – Unterwegs am Geroldsee

Ein „Vorteil“ in München zu leben und zu arbeiten, ist der ein oder andere Feiertag mehr. So hatte ich das Glück am vergangenen Dienstag einen freien Tag genießen zu dürfen. Der Wetterbericht hatte eine klare und nahezu mondlose Nacht voraus gesagt. So entschied ich mich das Wetter zu nutzen und auf Sternen-Jagd zu gehen und auch den Sonnenaufgang mitzunehmen. Als Ziel hatte ich mit den Geroldsee, der eigentlich Wagenbrüchsee heißt, ausgesucht. Der See liegt bei kleinen Örtchen Gerold in der Nähe von Garmisch.

Auf der Suche nach dem Licht der Sterne

Gegen 20:30 ging es von München aus in Richtung Süden. Die Strecke führte vorbei am Kochelsee, über die Passstraße am Jochberg entlang des Wachensees in Richtung Wallgau am Karwendelgebirge. Entlang der Passstraße hinauf zum Walchensee bot sich, dann auch schon das erste Motiv. Die Sonne war schon untergegangen und am Himmel zeichnete sich ein wunderschöner Farbverlauf von Orange zu Blau. Die Reflexion auf dem Kochelsee und die Ruhe auf der Passstraße machten die Atmosphäre komplett.

Die anbrechende Nacht oberhalb des Kochelsees
Die anbrechende Nacht oberhalb des Kochelsees

Die Nacht brach herein und langsam aber sicher zeigten sich die ersten Sterne. Auf dem Weg zum Geroldsee hielt ich immer wieder kurz an und genoss einfach nur die Ruhe.

Gegen 23:00 kam ich schließlich an meinem Ziel an. Ich suchte mir einen unauffälligen Platz, an dem ich das Auto abstellte. Zum See waren es dann noch circa 20 Minuten Fußmarsch. Bis auf das Läuten der Kuhglocken war kaum etwas zu hören. Über mir breitete sich der Sternenhimmel mit der Milchstraße aus. Am See angekommen machte ich mich dann auch sofort auf die Suche nach Motiven. Mein eigentlicher Plan war es die Milchstraße und deren Reflexion auf dem See zu fotografieren. Leider war das Ufer rund um den See sehr sumpfig und feucht, sodass ich mir sehr schnell nasse Füße holte.

Also stieg ich die weitläufigen Wiesen entlang rund um den See hinauf. Die vielen kleinen Holzhütten für Lagerung des Heus ergaben ein ebenso schönes Motiv. Ich baute meine Stativ auf, stellte die Kamera ein und schon ging es los.

Die Milchstraße steigt über den Alpen empor
Eine sternenklare Nacht mit der Milchstraße über den Bergen

Das Zentrum der Milchstraße war gerade noch über dem Horizont zu sehen und stieg direkt über einer Holzhütte in den Nachthimmel auf. Es war das perfekte Motiv. In der Nachbearbeitung zeigten sich „leider“ die technischen Grenzen der X-T1. Beim Aufhellen der Tiefen kam doch einiges an Bildrauschen zum Vorschein. Trotzdem finde ich das Motiv sehr gelungen.

Nachdem die „Standardmotive“ im Kasten waren, widmete ich den technisch anspruchsvolleren Motiven. Ich wollte das Zentrum der Milchstraße und die Andromedagalaxie aufnehmen. Besonders für die Andromedagalaxie ist ein gewisser technischer Aufwand nötig. Da sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, bewegt sich der Sternenhimmel scheinbar im Verlauf einer Nacht. Je nach verwendeter Brennweite und Belichtungszeit beginnen die Sterne dann auf Fotos Spuren zu ziehen. Bei sehr lagen Belichtungszeiten entstehen so Sternenspuren. Das sind auch tolle Motive, aber diese wollte bei dieser Session nicht. Um die Erdrotation auszugleichen, hatte ich meine Nachführung dabei. Diese gleicht die Erdrotation aus und führt die Kamera nach. Dazu muss die Nachführung auf die parallel zur Erdachse ausgerichtet werden. Das ist in nördlichen Breiten relativ einfach. Denn der Polarstern ist zufälligerweise ziemliche genau am Himmelsnordpol zu finden. Also richtete ich die Nachführung mittels des eingebauten Polsuchers auf den Polarstern aus. Für die Suche des Polarsterns brauchte ich allerdings einige Minuten. Der war bei den vielen anderen Sternen gar nicht so einfach zu finden.

Zuerst richtete ich die X-E2 mit samt den XF 56mm f/1.2 auf das Zentrum der Milchstraße. Dieses war gerade noch über den Bergen bzw. dem Horizont zu sehen. Die Kamera war auf eine Intervallaufnahme mit insgesamt 20 Aufnahmen à 30 Sekunden mit einer Blende von f/3,2 und ISO 3200 eingestellt. Die entstandenen Aufnahmen wurden in der Nachbearbeitung „gestacked“ also übereinander gelegt. So wird es möglich viele Informationen aus den Rohaufnahmen herauszuholen und detailreiche Aufnahmen sind möglich. Das Ergebnis seht ihr im folgenden Bild. Der Vordergrund ist aufgrund der Nachführung verschwommen. Dafür zeichnen sich die Details des Zentrums der Milchstraße gut ab.

Das Zentrum der Milchstraße
Das Zentrum der Milchstraße

Die nächste Aufgabe war es die Andromedagalaxie am Nachthimmel zu finden. In einer klaren Nacht ist sie auch mit bloßen Auge zu erkennen. Die Galaxie ist die nächste Galaxie in unserer kosmischen Nachbarschaft. Sie ist circa 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Um die Galaxie abzulichten, nutze ich die X-T1 in Kombination mit dem Leica Elamrit 180mm f/2.8. Insgesamt ergibt sich durch den Cropfaktor eine Brennweite von circa 265mm bei einer Blende von f/2.8. Nach einigen Testaufnahmen entschied ich mich für eine Belichtungszeit von 15 Sekunden bei Blende f/2.8 und ISO3200. Ich machte per Intervallfunktion 40 Aufnahmen. Insgesamt ergibt sich, wie auch beim Zentrum der Milchstraße, eine Belichtungszeit von 10 Minuten. Die Rohaufnahmen wurden wieder gestacked und in Photoshop bearbeitet. Das Ergebnis ist durchaus zufriedenstellend, auch wenn mit einer längeren Belichtungszeit sicherlich mehr Details möglich wären. Es war mittlerweile circa 00:30 und der Mond begann aufzugehen. Dadurch wurden die Sterne und die Milchstraße weniger gut zu erkennen. Sie wurden langsam aber sich vom Mondlicht überstrahlt.

Unser nächster Nachbar - Die Andromedagalaxie
Unser nächster Nachbar – Die Andromedagalaxie

Ich machte mich auf den Weg zum Auto, das auch gleichzeitig mein Bett für die Nacht war. Auf dem Rückweg ergab sich dann ein letztes Motiv, als der Mond zwischen den Bergen aufging. Ich drücke einige letzte Male auf den Auslöser der Kamera. Die Motive erscheinen fast wie ein Sonnenaufgang und das, obwohl der Mond abnahm und daher nur halb erleuchtet war.

Der Mondaufgang erhellt die Nacht
Der Mondaufgang erhellt die Nacht

Auf der Suche nach dem Licht des Morgens

Nach einer eher kurzen und relativ unbequemen Nacht im Schlafsack auf der Rückbank meines Autos ging es wieder Richtung See. Der Himmel erhellte sich schon durch die aufgehende Sonne.

Am See angekommen, fand ich sehr schnell eine schöne Stelle direkt am Ufer und baute mein Stativ mit der X-T1 auf. Jetzt hieß es warten. Der Himmel erhellte sich langsam aber sich und auf der spiegelglatten Oberfläche des See bildete sich schon leichter Nebel.

Am nächsten Morgen - Ruhe am See
Am nächsten Morgen – Ruhe am See
Nebel zieht über den See
Nebel zieht über den See

Langsam aber sicher wurden auch die steilen Felswände und Gipfel des Karwendels von der aufgehenden Sonne erhellt. Das Wasser des Sees lag ruhig und spiegelglatt in der kalten Morgenluft. Der Nebel zog darüber hinweg, stieg auf und löste sich langsam auf. Auch nachdem ich einen kleinen Stein in das Wasser warf, stellte sich nach wenigen Minuten wieder eine schöne Spiegelung ein.

Kleine Wellen mit perfekter Spiegelung
Kleine Wellen mit perfekter Spiegelung

Die Sonne stieg höher und so begann auf die Nebelbildung am anderen Ende des Sees zuzunehmen. Mehr oder weniger große Nebelwolken stiegen auf und lösten sich im immer stärker werden Sonnenlicht auf. Es war windstill und Schilf am Ufer lag vollkommen ruhig vor dem aufsteigenden Nebel.

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Das Schilf am Ufer des Sees

Das Licht erreichte nun die Felswände des Gebirges vollständig und sorgte für ansehnliche Lichtspiele und Farben. Außerdem brach sich das Licht über den Gipfel und sorgte für tolle Kontraste.

Die Morgensonne taucht die Berge in weiches und sanftes Licht
Die Morgensonne taucht die Berge in weiches und sanftes Licht
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Morgenruhe an der Berglandschaft

Es boten sich tolle Detail- als auch Totalaufnahmen der ganzen Szenerie. Zeitgleich bildete sich am anderen Ende eine große Nebelwolke, die aber den Sprung über einen kleinen Hügel hinab zum See nicht ganz schaffte.

Die Sonne steigt die Hügel entlang
Die Sonne steigt die Hügel entlang
Durch den Nebel gezeichnetes Licht
Durch den Nebel gezeichnetes Licht
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Nebelwolken kämpfen sich über die Hügel

Das Licht der Sonne zeichnete sich stärker im Nebel und an der Bergflanken ab. Ich liebe solche Situationen und machte „unzählige“ Bilder. Zudem entdeckte ich einen kleinen Steg im Schilf welcher der ganzen Szenerie nochmal etwas Besonders verlieh. Die Sonne stieg mittlerweile entlang der Hügel und Bergflanken empor.

Ein kleiner Holzsteg komplettiert die Szene
Ein kleiner Holzsteg komplettiert die Szene
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Das Ufer im Gegenlicht

Auf der Suche nach Motiven wanderte ich am Ufer umher und fand ein schöne Perspektive durch einen kleinen Baum hindurch. Mit Gegenlicht eine schwierige Aufnahme. Das Ergebnis kann sich in meinen Augen durchaus sehen lassen. Es zog mich noch einmal die Hügel hinauf. Aber ich machte noch schnell eine Aufnahme des Stegs.

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Der Steg im sanften Morgenlicht

Meine Socken und Schuhe waren eh noch nass von der Nacht, daher war das nasse Gras jetzt auch kein Problem mehr. Je höher ich stieg, desto höher stieg auf die Sonne. So ergaben sich kontrastreiche aber auch technisch anspruchsvolle Motive. Mein Ziel ist es natürlich Details in Lichtern und Schatten abzulichten. Daher war es teilweise recht schwierig die richtige Belichtung zu finden. Das Gegenlicht machte die ganze Aufgabe nicht einfacher. Dennoch entstanden ansprechende Motive.

Blick auf die sanften Hügel oberhalb des Sees
Blick auf die sanften Hügel oberhalb des Sees

Das nasse Gras war bei der Bildgestaltung natürlich ein hilfreiches Element. Mit der richtigen Kombination aus Brennweite und Blende ließen sich tolle Spielereien mit den Wassertropfen und der Unschärfe umsetzen. Zum Glück hat die Fuji X-T1 ein klappbares Display. So waren meine Füße und Knöchel die einzigen nassen Stellen an meinem Körper.

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Lichtspiele im nassen Gras
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Lichtspiele im nassen Gras

Langsam aber sicher beschloss ich den Rückweg zum Auto anzutreten. Dabei wurde mir bewusst, dass man sich als Fotograf immer wieder umdrehen sollte. Motive ergeben sich nicht nur direkt vor den eigenen Augen, sondern auch im hinter dem eigenen Rücken. So war es auch an diesem Tag. Als ich mich umdrehte, hatte ich einen klaren Blick auf die Alpspitze, Zugspitze und das gesamte Wettersteingebirge. Keine Wolke tummelte sich über den Gipfeln, ein einmaliger Anblick.

Blick zum Wettersteingebrige im Morgenlicht
Blick zum Wettersteingebrige im Morgenlicht

Das Motiv war ein gelungener Abschluss für eine großartige Fotosession mit tollen Motiven.

Der kleine Geroldsee ist auf jeden Fall einen Besuch wert und zudem nicht weit von Garmisch oder dem Walchensee entfernt. Auch liegt nicht weit entfernt der etwas größere Barmsee. Der Ausblick auf die Zugspitzregion ist einfach toll und die Ruhe wirkt sehr entspannend.

Mit den entstandenen Aufnahmen bin ich sehr zufrieden. Ich konnte meine Presets weiterentwickeln und verbessern. Ich habe festgestellt, dass nicht jedes Preset mit jedem Motiv bzw. jeder Aufnahme funktioniert oder gute Ergebnisse liefert. Hier habe ich noch ein wenig Arbeit vor mir.

Ich konnte mal wieder nützliche Erfahrungen in der Astrofotografie sammeln und komme meinem Ziel dort auch detailreiche und kräftige Aufnahmen zu machen Stück für Stück näher.

Die letzten, quasi alle, meine Beiträge waren mit Aufnahmen aus den Bergen und von Seen gespickt. Daher war ich am letzten Wochenende mal in der Stadt unterwegs und habe mich an urbaner Fotografie versucht. Die Aufnahmen sind auch schon fast fertig. Seit daher gespannt was es im nächsten Beitrag zu sehen gibt.

Wie immer könnt ihr gern eure Meinung, Anregungen und natürlich auch Kritik in den Kommentaren hinterlassen oder mir eine Nachricht schreiben.

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2 Antworten auf „Auf der Suche nach dem Licht – Unterwegs am Geroldsee

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