Zur Verwaltung und Bearbeitung meiner Fotos nutze ich zum Großteil Adobe Photoshop Lightroom, oder auch kurz: Lightroom. Der Vorteil des Programms liegt für mich darin, dass es umfangreiche Möglichkeiten zur Dateiverwaltung und Bildbearbeitung gibt. In der Bibliothek können beispielsweise die Aufnahmen organisiert, sortiert und mit Tags versehen werden. Das Entwickeln-Modul bietet umfangreiche Optionen zur Entwicklung von RAW oder JPEG Dateien, wie man sie auch von Camera RAW aus Photoshop kennt. In diesem Beitrag möchte ich euch meine 5 Grundschritte in der Bildbearbeitung erklären.
1 – Importieren, Sortieren und Bearbeiten der Grundeinstellungen
Als Erstes müssen die Aufnahmen von der Speicherkarte auf die Festplatte und damit in Lightroom importiert werden. Dies geschieht über den Importdialog in der Bibliothek. Nachdem alle Aufnahmen importiert wurden, verschaffe ich mir meist einen Überblick und bewerte die Fotos, die ich bearbeiten möchte. In Lightroom können die Aufnahmen durch Sterne (1 bis 5) bewertet werden.

Als erste bearbeite ich, bei jedem Bild, die Grundeinstellungen. Dazu gehören das Setzen des Weißabgleich, grundlegende Belichtungseinstellungen und Anpassungen an der Präsenz einer Aufnahme durch Klarheit, Dynamik und Sättigung.
Der Weißabgleich – Warm und Kalt
Den Weißabgleich stelle ich ja nach Lichtsituation und Tageszeit ein. Er ist generell auf „Wie Aufnahme“ eingestellt, damit wird die Einstellung aus der Kamera übernommen. Dabei bietet Lightroom mehrere Voreinstellungen wie z.B. „Tageslicht“ oder „Schatten“. Meist schaue ich mir den automatischen Weißabgleich von Lightroom an und nehme davon ausgehend das Finetuning vor. Ganz genau kann der Weißabgleich mittels der Pipette eingestellt werden. Der Weißabgleich gibt die Farbtemperatur des Lichtes am während der Aufnahmen wieder und hat somit großen Einfluss auf den Look einer Aufnahme.
Die Belichtungseinstellungen – Hell und Dunkler
Wenn der Weißabgleich passt, widme ich mich den grundlegenden Belichtungseinstellungen und zuallererst dem Belichtungsregler. Mit diesem lässt sich die Belichtung der Aufnahme einstellen und verändern. So können Über- oder Unterbelichtungen korrigiert werden. Das ist möglich, da in RAW Aufnahmen alle Informationen und Daten vom Bildsensor unkomprimiert gespeichert sind. Fehler in Belichtung können so schnell ausgeglichen werden oder bestimmte Bildstimmungen erzeugt werden. Meist gebe ich den Aufnahmen dann noch etwas mehr Kontrast.
Die Tonwerte – Schwarz, Weiß und alles dazwischen
Bin ich mit der Belichtung und dem Kontrast zufrieden, nehme ich mir die einzelnen Tonwertbereiche der Aufnahme vor. Das sind die Lichter, Tiefen, Weiß- und Schwarzwerte. Lichter sind die hellen Bereiche einer Aufnahme und die Tiefen die dunklen Bereiche. Diese lassen sich aufhellen oder abdunkeln. Bei der Beispielaufnhame habe ich die Belichtung so eingestellt, dass die Bäume und der Wald korrekt belichtet sind. Dadurch sind die Details in den darüber hängenden Wolken verloren gegangen. Durch die Reduzierung der Lichter konnte ich in diesem Bereich wieder Details herausholen. Umgekehrt ging ich bei dem Tiefen vor und habe den Regler nach rechts verschoben. So konnte ich aus den dunklen Bereichen einige Details herausholen. Die Regler für Weiß und Schwarz steuern die rein weißen bzw. rein schwarzen Tonwerte der Aufnahme. Wird der Weißwert erhöht, wirkt die Aufnahme generell heller. Helle Bereiche der Aufnahme werden mehr und mehr reines Weiß, je stärker der Wert erhöht wird. In der Beispielaufnahme habe ich den Weißwert etwas reduziert, um auch wieder Details in den Wolken zu erhalten. Der Regler für die Schwarzwerte hat prinzipiell die gleiche Funktionsweise für die schwarzen Bereiche der Aufnahme. Diese habe ich ebenfalls etwas reduziert, um wieder etwas an Kontrast zu gewinnen. Dieser ging durch die Erhöhung der Tiefen leicht verloren.
Die Präsenz – Klarheit, Dynamik, Sättigung
Abschließend kümmere ich mich um die Präsenz der Aufnahme. Der Regler Klarheit steuert die Kontraste in den mittleren Tonwerten. Das Erhöhen der Klarheit bringt oft viele kleine Details zu Vorschein und lässt die Aufnahmen schärfer wirken. Eine Reduktion bewirkt das Gegenteil, die Aufnahme wird weicher und Details werden reduziert. Hier habe ich die Klarheit leicht angehoben, um die Details zwischen und in den Bäumen herauszuarbeiten. Die Regler Dynamik und Sättigung haben Einfluss auf die Farben. Dynamik wirkt sich auf differenzierter aus als der Regler für Sättigung. Die Dynamik verstärkt oder verringert die Sättigung einzelner Farbwerte. Während die Sättigung alle Farbwerte gleich behandelt. Im Beispiel habe ich die Sättigung leicht reduziert und die Dynamik angehoben, um das kräftige Grün der Bäume beizubehalten.

2 – Anpassen der Gradationskurve
Nachdem bei den Grundeinstellungen alles passt, kommt ein weiterer wichtiger und grundlegender Bearbeitungspunkt, die Gradationskurve. Diese Kurve wird auch Tonwertkurve genannt. Sie gibt die über die Dichte den Belichtungsumfang einer Aufnahme wieder. Mittels der Gradationskurve können der Kontrast und auch die einzelnen Farbkanäle (Rot, Grün, Blau – RGB) bearbeitet werden. Ich nutze die Gradationskurve für die Einstellung des Kontrasts und um einen bestimmten Bildlook zu erzeugen. Im Beispiel habe ich die Tiefen reduziert und die Lichter leicht angehoben, um der Aufnahme mehr Kontrast zu geben. Zudem habe ich die Schwarzwerte angehoben und die Weißwerte etwas reduziert. Ziel war es für mich einen bestimmten und an analogen Film angelehnten Look zu erzeugen. Die Anpassung der Schwarz und Weißwerte hat allerdings zur Folge, dass Informationen verloren gehen bzw. abgeschnitten werden. Das heißt, dass durch die Bearbeitung keine reinen Schwarz- und keine reinen Weißwerte mehr vorhanden sind. Das ist oben im Histogramm zu erkennen. So wird ein eher matter Look erzeugt. Jedoch verliert die Aufnahme an Informationen bzw. diese werden bewusst abgeschnitten.

3 – Bearbeitung der Farben
Die Optionen für die Bearbeitung der Farben in Lightroom findet sich unter dem Punkt HSL. Dieser steht für Hue (Farbton), Saturation (Sättigung) und Luminance (Luminanz). Im ersten Unterpunkt können die verschiedenen Farbtöne eingestellt und bearbeitet werden. Die einzelnen Farben können separat angepasst werden. So können beispielsweise die Grüntöne stärker in den türkisen oder hellgrünen Bereich verschoben werden. Hier nehme ich generell keine oder nur geringe Änderungen vor.
Im nächsten Punkt kann die Sättigung der einzelnen Farbtöne angepasst werden. Dies ist entweder über die einzelnen Farbregler oder die Pipette möglich. Hier können vorherige Änderungen der Sättigung korrigiert oder angepasst werden. Hat das generelle Reduzieren der Sättigung eine Farbe zu stark entsättigt, kann die Sättigung der entsprechenden Farbe hier wieder erhöht werden. Im Beispiel habe ich die Sättigung über alle Farben nochmals etwas reduziert, um den matten Look weiter zu verstärken.
Der letzte Punkt ist die Luminanz. Die Luminanz ist, einfach gesagt, die Helligkeit der einzelnen Farben. Wird die Luminanz erhöht werden jeweiligen Farben heller, wird Luminanz reduziert wirken die Farben dunkler. Die Luminanz der einzelnen Farben habe ich in dieser Aufnahme reduziert, wieder um den matten Look der Aufnahme zu verstärken.

4 – Details und Schärfe
Der grundlegende Look der Aufnahme ist nun fertig. Jetzt geht es daran das Bild zu schärfen und mögliches Bildrauschen zu reduzieren. Dafür gibt es bei der Bildbearbeitung mit Lightroom einen extra Punkt namens Details. Mittels eines einfachen Reglers kann die Aufnahme geschärft und Details können herausgearbeitet werden. Damit die Aufnahme nicht „künstlich“ wirkt, sollte man es dabei aber nicht übertreiben. Besonders nützlich ist der Regler „Maskieren“ er gibt an welche Bereiche geschärft werden. Verschiebt man den Regler mit gedrückter ALT-Taste erscheint die Maske die zum Schärfen genutzt wird. Den Regler Pixel lasse bei der Standardeinstellung 1,0 oder erhöhe ihn auf maximal 1,5. Bei den Details wähle ich meist einen Wert um 30.
Unter diesem Punkt finden sich auch die Einstellungen zur Rauschreduktion. Bildrauschen entsteht heutzutage meist in hohen ISO Bereich und es treten dabei Bildartefakte oder Bildfehler zutage. Diese werden durch die Rauschreduktion reduziert. Allerdings gehen dabei oft Details verloren und die Aufnahme kann matschig wirken, wenn die Rauschreduktion zu stark eingestellt wird.

5 – Lokale Anpassungen, Korrekturen und Effekte
Die Bearbeitung kommt nun langsam zum Ende. Als vorletzten Schritt nehme ich, falls nötig, noch lokale Anpassungen vor. Lightroom beinhaltet dafür verschiedene Möglichkeiten. Es gibt lineare und radiale Verlaufsfilter sowie einen Pinsel mit denen bestimmte Bildbereiche angepasst werden können. In der Beispielaufnahme habe ich einen linearen Verlaufsfilter für den unteren Bildbereich mit dem Wasser des Sees und dem Wald gesetzt. Der rote Bereich ist der Bereich in dem die Änderungen wirksam werden. Ich habe den Filter etwas länger gezogen um so einen weichen Übergang zu erzeugen und einen homogenen Look zu erhalten.

Abschließend werden noch die Objektivkorrekturen eingestellt und ein paar Effekte hinzugefügt. Lightroom bietet für Fujifilmkameras nur das Profil der X100 als Voreinstellung. Das ist aber kein großes Problem da bei der Wahl dieses Profil automatisch die in der RAW Datei gespeicherten Objektivprofile geladen werden. Die Objektiveprofile korrigieren Eigenschaften des Objektivs wie Verzerrungen oder Vignetten.
Im Reiter „Effekte“ lassen sich noch ein paar Effekte wie eine Vignettierung oder die Bildkörnung einstellen. Ich persönlich nutze größtenteils radiale Verlaufsfilter um Vignetten zu erzeugen, da diese an einer beliebigen Position in der Aufnahme positioniert werden können. Im Effekt-Reiter wird die Vignette immer aus der Bildmitte erzeugt.
Das Hinzufügen einer Körnung ist die andere Option im Effekt-Reiter. Hier kann die Größe, Stärke und Verteilung (Unregelmäßigkeit) der Körnung eingestellt werden. Diese Option simuliert das Korn analogen Films und sollte nicht mit Bildrauschen verwechselt werden. Ich füge zur Zeit sehr oft eine Körnung zu meinen Aufnahmen hinzu, je nach Bearbeitung mal mehr mal weniger.

Nun habe ich alle 5 Grundschritte meines Workflows abgearbeitet. Ich kontrolliere oft abschließend die Grundeinstellungen und nehme ggf. kleinere Anpassungen vor. Im Beispiel habe ich nochmal den Weißabgleich angepasst und etwas wärmer eingestellt.
Auch habe ich bei der Beispielaufnahme nur wenige lokale Anpassungen vorgenommen. Besonders mit den radialen Verlaufsfiltern lassen sich klasse Effekte erzielen, vor allem bei Vignetten. Ein Beispiel sind die Bergaufnahmen in einem meiner letzten Beiträge. Hier habe ich stark mit radialen Filtern gearbeitet.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Beitrag einen Einblick in meine Arbeit abseits der Kamera geben konnte. Bildbearbeitung ist ein spezielles Thema und jeder Fotograf oder Bildbearbeiter hat seine eigene Herangehensweise und Methoden. Die vorgestellten Schritte sind nur eine grundlegende Bearbeitung und können auf fast jede Aufnahme angewandt werden. Die Art und Weise hängt natürlich immer stark vom Motiv und der Bildgestaltung ab.
Falls ihr Anregungen, Fragen, Tipps oder Verbesserungsvorschläge habt, nutzt die Kommentare oder das Kontaktformular. Ich will mich in Sachen Bildbearbeitung stets weiterentwickeln und bin immer für neue Ansätze und Ideen offen.
Aktuelle Fotos von mir findet ihr wie immer auf Instagram, Facebook oder 500px.
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